Analoger Sport war gestern. Fortschritte in der Technologie werden inzwischen fast flächendeckend zur Leistungssteigerung, aber auch zur Kontrolle von Ergebnissen genutzt. Davon profitieren Profiathleten, Freizeitsportler und Fans gleichermaßen.
Beim Training fängt es an. So genannte Wearables in Form von Smartwatches, Pulsuhren oder Fitnesstrackern am Handgelenk oder Smartwäsche mit ins Material eingebauten ultraflachen Sensoren liefern pausenlos Daten über den Träger. Gemessen werden dabei aber nicht nur Herzfrequenz, Atmung, Blutsauerstoffgehalt und andere für die Gesundheit wichtige Daten. Trainer und Träger können zudem analysieren, wie schnell etwa im Fußballtraining gesprintet wird oder wie der Körper auf Richtungswechsel und Ausdauertraining reagiert.
Smarte Sportschuhe
Smarte Sportschuhe verfügen ebenfalls über Sensoren, die die Belastung und Balance messen und dadurch zur Verbesserung der Körperhaltung eingesetzt werden können.
Auch in den einzelnen Sportgeräten werden immer mehr digitale Technologien eingebaut. Im Eishockey steht neuerdings ein Puck mit integriertem Chip zur Verfügung, und auch in den Schulterpolstern der Spieler können Chips eingenäht werden. Die lediglich 6 Gramm schweren Datenträger liefern genaue Informationen zu Aspekten, die bislang nur schwer konkret zu analysieren waren. Von der Schuss- oder Passgeschwindigkeit bis zur Frage, wie krachend ein Check tatsächlich war, reicht die Bandbreite der vom Datenwürfel gelieferten Auskünfte. Die bei der U18-Weltmeisterschaft in der Schweiz erstmals eingesetzten Chips lieferten dabei nicht nur den Experten wichtige Auskünfte, sie konnten auch blitzschnell mit den Zuschauern geteilt werden und so die Spannung noch erhöhen.
Videoassistent
Im Spitzenfußball werden digitale Hilfsmittel bereits seit längerem eingesetzt. Dabei hat vor allem der Video-Assistent Schlagzeilen gemacht, der zur Unterstützung der Schiedsrichter dient. Seit der Saison 2017/2018 wird die entsprechende Technologie in der Bundesliga genutzt. Operator und Assistenten helfen dem Video-Assi dabei, sämtliche verfügbaren Kameras zu überwachen und nicht eindeutige Schiedsrichterentscheidungen zu überprüfen.
Meist geht es dabei um Entscheidungen zu Abseits, Foul oder Handspiel, Strafstößen oder möglichen Fehlern beim Erteilen von Roten Karten. Flaggt der Video-Assistent anhand der Datenanalyse mögliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, werden diese nochmals überprüft. Das letzte Wort liegt allerdings weiterhin beim Schiedsrichter.
Um dir als Zuschauer so viele Informationen wie möglich zu liefern, wird bei großen Spielen häufig augmentierte Realität benutzt, um etwa imaginäre Linien beim Abseits oder Einwurf anzuzeigen. So wie beim Eishockey lässt sich so der Sport noch viel näher erleben. Auch Fußball Wetttips lassen sich besser ausklügeln, wenn so viele und präzise Leistungsdaten wie möglich zu Sportlern und Mannschaften zur Verfügung stehen.
Wearables, die beim Training im Spitzensport ununterbrochen getragen werden, helfen zudem dabei, versteckte Krankheiten schneller zu entdecken. Außer vom Coach werden die meisten Trainingseinheiten nämlich auch vom Mannschaftsarzt mit überwacht, der die Körperwerte in Verbindung mit den erbrachten Anstrengungen analysiert. Heimliche Ruhepausen kann sich mit den neuen Technologien kein Profi mehr leisten. Das Auge des Trainers ist dank Smartwear und Kameras überall.
Auch in der Freizeit profitiert man von Wearables
Doch auch als Freizeitsportler profitierst du von den digitalen Hilfsmitteln. Statt dich beim Joggen, Radfahren, Schwimmen oder anderen Sportarten auf gefühlte Werte zu verlassen, kannst du präzise feststellen, wann du deine Kilometerzahl oder Zeit abgerissen hast, wie schnell du warst und wie dein Körper auf die Belastung reagiert hat. Ein individuelles Trainingsprogramm lässt sich ebenfalls erstellen, und die Smartwatch fungiert auf Wunsch als Coach. Wenn der Körper zu stark belastet wird, können die schlauen Geräte Alarm schlagen und so in vielen Fällen die Sportler rechtzeitig zum Aufhören bringen.
Wenn es darum geht, die korrekte Ausführung von Übungen zu überwachen oder die sportliche Form einzuschätzen, bleiben Wearables und etwa in Golfschlägern, Skistöcken und Pucks eingebaute Chips aber weiterhin nur nützliche Hilfsmittel. Das menschliche Urteil von Experten können sie zumindest noch nicht ersetzen, so wie sie auch das Training nur unterstützen können.
Selbst beim E-Sport, bei dem in erster Linie Köpfchen, Reaktionsfähigkeit und Hand- und Auge-Koordination gefragt sind, kommt es weiterhin in erster Linie auf den individuellen Menschen an, der die Technologie anwendet. Die am häufigsten übersehene Veränderung im Sport durch die Fortschritte in der Technologie ist aber nicht im Leistungsbereich, sondern in der Vernetzung zu finden. Fans und Freizeitsportler aus aller Welt können sich online auf Streamingplattformen Turniere angucken, auf Live-Kanälen mit Profis chatten, sich Unterricht geben lassen oder sich in virtuellen Ligen zu Teams zusammenschließen, ohne sich je in echt gesehen zu haben.
In vielen Ländern werden E-Sports aller Art, inklusive dem auch als deutscher Fußball-Bundesliga gespielten FIFA-Game, bereits als echter Sport eingestuft. Bei den Asien-Spielen werden seit 2022 offizielle Wettbewerbe ausgetragen, und es gibt starke Bestrebungen, E-Sports olympisch zu machen. Doch auch ohne das gibt es auf höheren Ebenen kaum noch Disziplinen, die auf Technologie zur Überwachung und Leistungssteigerung verzichten. Analoger Sport war gestern.